Ultralauf-Debüt für LSCler Christoph Kathan beim Scenic 55 in Salzburg. Wo er lieber die Aussicht genossen hätte als weiterzulaufen und was ihn außer den Streckenposten motiviert hat zum Schluss durch die Hölle zu gehen, erfährst du in seinem Laufbericht.
Der Mozart 100 ist eine tolle Ultralaufveranstaltung in Salzburg. Der Hauptbewerb ist der 100 Kilometer Lauf, der zwei Mal von Salzburg nach Fuschl am See und wieder retour führt. Ich nahm mir den Bewerb Scenic 55 vor, eine abwechslungsreiche Strecke mit 56,3 Kilometer Länge und 1565 Höhenmetern. Es war für mich das erste Mal, dass ich die magische Marke von 42,2 Kilometer übersprang. Meine Aufregung war beim Start daher wieder neu und erfrischend, ähnlich wie bei meinem ersten Marathon kamen Fragen in mir auf wie „hast du genug lange Läufe trainiert“, oder „wie fühlt es sich bei Kilometer 50 an“?
Bei leichtem Sonnenschein starteten wir um 09:30 Uhr. Die Sonne sollte sich zur Mittagszeit aber noch zu einem unangenehmen Begleiter entwickeln – mehr dazu aber später. Gleich nach dem Startschuss geht es ca. 5 Kilometer eben neben der Salzach entlang, ideal zum lockeren Einlaufen, danach kommt man in den Wald in Richtung Berge. Ich fühlte mich ausgezeichnet und begann mit einem Kilometerschnitt von ca. 5:30 min/km. Im Wald durchläuft man anfangs eine Klamm, landschaftlich ein Traum, teilweise mit kleineren Wasserfällen. Danach folgen kurze Stücke auf Straßen und Asphalt, mit sehr schönen Abschnitten, die auch einige steile Hänge beinhalten. Die ersten 2 Stunden waren ein echter Genuss und eine Freude zu laufen.
Der langsame Anfang macht sich bezahlt und ich überholte zwischen Kilometer 10-25 reihenweise Läufer, das profilierte Gelände lag mir - bergauf und bergab machte ich richtig Tempo. Zirka alle 10 Kilometer gibt es Labstationen. Bei der Ersten konnte ich mich gleich ein wenig abkühlen, da es durch die Sonne immer heißer wurde.
Kurz vor Fuschl am See läuft man von oben vom Wald heraus, leicht bergab und blickt auf den See – diese Stelle ist markiert als „the view“. Dieser Moment ist mir jetzt noch in guter Erinnerung, der Streckenpunkt ist landschaftlich traumhaft. Das Grinsen kam über mein Gesicht und ich überlegte kurz, ob ich stehen bleiben sollte um die Aussicht zu genießen. Ich entschied mich dann aber doch dagegen, da ich perfekt im Rhythmus war und es noch 30 Kilometer zu laufen gab. Die erste Hälfte war toll, hügelig und abwechslungsreich.
Bei Fuschl am See gibt bei Kilometer 30 die dritte Labstation. Danach geht die Strecke eine Zeit entlang am See, einfach zu laufen. Immer wieder kamen Spaziergänger vorbei. Zwischen Kilometer 32 bis 38 merkte ich, dass ich mein Tempo reduzieren musste. Offenbar hatte ich zwischen Kilometer 10-25 in meiner Euphorie teilweise zu viel Gas gegeben. Motiviert und vorangetrieben hatte mich der Gedanke an den Zieleinlauf, aber auch der Gedanke an den ersten Schluck kaltes Bier.
Streckentechnisch ist die zweite Hälfte wesentlich einfacher als die Erste. Es sind mehr Kilometer auf der Straße, zum Großteil relativ eben. Man kommt jedoch bei Kilometer 38 bis 40 zu einer starken Steigung, diese Stellte ist markiert mit „the wall“ – und genauso fühlte es sich auch an. Die Sonne prallte herunter und ich keuchte gehend diese massive Steigung hinauf bis zur nächsten Labstation. Da merkte ich, dass es heute doch hart wird. Ich lief danach weiter, so oft es ging, musste aber die Steigungen gehend bewältigen. Die Strecke führt am Salzburg Ring direkt an der Rennbahn vorbei, es gibt viele Straßenabschnitte in der Sonne. Diese machte mir mittlerweile zu schaffen und ich dachte an den Start, als ich noch voller Freude in die Sonne blinzelte.
Dann bemerkte ich, dass ich ständig auf die Uhr schaute, meine Füße waren schwer und ich hatte das Gefühl zu stehen. So packte ich meine Uhr in den Laufrucksack und versuchte locker weiter zu laufen. Da bewahrheitete sich wieder die alte Weisheit, dass Läufe im Kopf stattfinden. Ohne Blick auf die Uhr tat ich mir wesentlich leichter, ich versuchte trotz Schmerzen und Hitze weiter zu laufen und kam so über die magische Grenze der 42 Kilometer und dann auch bis zu Kilometer 52. Zur Motivation beigetragen haben auch die Streckenposten, die alle gemeint haben: “Jetzt geht‘s nur noch bergab”. Und so war es auch. Bei Kilometer 52 bis 53 kam dann die letzte wirkliche Herausforderung – der Kapuzinerberg. Ein Anstieg von ca. 200 Höhenmetern, über verwaschene Holzstiegen. Hinauf ist es noch irgendwie gegangen – langsam, Schritt für Schritt, mit starker Pressatmung. Hinunter war für mich dann echt die Hölle. Fast keine Stiegen und richtig steile Straßen haben mich echt an den Rand meiner Kräfte gebracht. Die letzten Meter bergab führen über schöne Stiegen und ich sehnte mich nur noch nach dem Ziel. Als ich in Stadt einlief wusste ich, dass ich es geschafft hatte. Kurz waren die Schmerzen weg, und ich dachte mir, dein erster Ultra ist jetzt auch Geschichte. Die Endzeit betrug 6 Stunden und 11 Minuten, 14 Rang in meiner Altersklasse und 31 Gesamtrang. Im Ziel war ich völlig fertig, den ersten Schluck vom kühlen Bier genoss ich aber in vollen Zügen.